Hybrid Handshake: Reinhard Ertl, Business Development Manager und Juuso Salonen, Business Manager, DELTABEAM® und DELTABEAM® Frames

 

Bitte erzähl kurz von deinem Hintergrund und deiner Arbeit bei Peikko.

Ertl: "Ich habe 2002 bei Peikko angefangen, zunächst als eigenständiger Landesvertreter. Als Peikko Österreich 2006 gegründet wurde, wurde ich Geschäftsführer. Seit September 2022 arbeite ich als Business Development Manager und bin hauptsächlich für die hybriden Konstruktionen zuständig. Unser erstes Projekt in Österreich, bei dem DELTABEAM® mit Massivholzdecken eingesetzt wurde, entstand bereits im Jahr 2010, als unser bestehender Kunde mit einem neuen Projekt an uns herantrat. Geplant war der Einsatz von Massivholzdecken, und der Kunde war unsicher, ob das für uns ein Problem sein würde. Ich antwortete: "Nein, warum sollte es?", und so fing alles an. Unser erfahrener Tragwerksplaner Ján Gajdošík arbeitete damals viele Stunden an dem Projekt, denn es war etwas Neues für Peikko. Wir hatten keine Angst, dass wir es nicht schaffen könnten, und deshalb haben wir es geschafft."

Salonen: "Ich bin vor etwa 5 Jahren zu Peikko gekommen und habe zuvor als Bauingenieur bei Sweco gearbeitet. Während meiner Laufbahn bei Peikko habe ich in den Teams für Customer Engineering und Vertrieb gearbeitet und war für das Geschäft mit Planern verantwortlich. Seit eineinhalb Jahren bin ich nun als Business Manager im Vertrieb von DELTABEAM® Frames tätig."

 

Warum sind Eurer Meinung nach hybride Konstruktionen so populär geworden?

Ertl: "In Österreich wurde traditionell Holz für den Bau verwendet. Jetzt können wir durch die Kombination der Materialien grössere Spannweiten und mehr Freiraum erreichen. Mit DELTABEAM® können wir sogar auf tragende Wände verzichten. Hybride Konstruktionen sind ein idealer Weg, um das Volumen der verwendeten Materialien und die CO2-Emissionen zu reduzieren. Ausserdem haben hybride Konstruktionen bessere Brand- und Schallschutzeigenschaften. Heute wird die hybride Konstruktion immer kosteneffizienter, da die Produktionsmethoden digitalisiert und automatisiert werden und sich die Bauprozesse weiterentwickeln."

Salonen: "In Finnland beginnen die Regierung und die Gemeinden, grün zu denken, was sich auch auf die Bauindustrie auswirkt. Für öffentliche Gebäude gibt es Umweltziele, die mit hybriden Konstruktionen erreicht werden können. Die Kombination der Materialien bietet Vorteile, da man für moderne grosse Gebäude mit offenen Räumen nicht nur Holz verwenden kann. Ausserdem sind hybride Konstruktionen im Gegensatz zu reinen Holzkonstruktionen kostengünstiger und bieten mehr architektonische Freiheit. Was die Bauprozesse angeht, so wird die hybride Konstruktion immer standardisierter und ähnelt der Fertigteilindustrie, was die Anpassung erheblich erleichtert."

 

Was sind die wichtigsten Voraussetzungen und Herausforderungen, damit sich die hybride Konstruktionen in Zukunft in Europa durchsetzen können?

Ertl: " In Zukunft müssen sicherlich die Umweltauswirkungen aller verwendeten Materialien bezahlt werden, vielleicht in Form einer CO2-Steuer? Green-Building-Zertifikate werden zunehmen, was den Weg für hybride Konstruktionen öffnet. Was die Herausforderungen angeht, so ist die holzverarbeitende Industrie bereits digitalisiert, aber die Ortbetonbauweise hinkt weit hinterher. Auch die Planungsprozesse sind ein Problem; Planungssoftware enthält noch nicht alle Materialien oder Verbindungen, was die Arbeit eines Tragwerksplaners sehr kompliziert macht.

Ich glaube, dass es noch viele Herausforderungen gibt, aber hey - Peikko baut schon seit 30 Jahren hybride Konstruktionen mit DELTABEAM® Verbundträgern; hybride Konstruktionen sind bereits möglich!"

Salonen: "Es mangelt an einem einheitlichen Konzept und an qualifizierten Tragwerksplanern - die Ausbildung ist mehr auf Materialien als auf Lösungen ausgerichtet. Da es keine standardisierte Bauweise für Hybridbauten gibt, sind sich die Architekten der Grenzen nicht bewusst. Die PUUCO® Holzverbindungen von Peikko sind die Antwort auf diese Nachfrage, indem sie standardisierte Verbindungen schaffen, die einfacher zu planen sind. Ausserdem ist die Bauindustrie immer noch in die Bereiche Holz, Stahl und Beton unterteilt. Ein einheitlicher Prozess zwischen Beton-, Holz- und Stahlanbietern und der Baustelle ist gefragt."

 

Seht Ihr Peikko als Vorreiter bei hybriden Lösungen? 

Ertl: "Wir bauen schon seit 30 Jahren Verbundkonstruktionen und seit 12 Jahren hybride Konstruktionen. Das ist nichts, worüber wir diskutieren und wovon wir träumen - wir tun es."
 
Salonen: "Peikko kreiert und entwickelt ständig neue Produkte und Lösungen für bestehende Probleme, findet aber auch Wege, die bestehenden Produkte auf neue Weise zu nutzen. Wir wollen uns mehr auf Lösungen als auf Probleme konzentrieren, jetzt und in Zukunft."



Wie seht Ihr die Zukunft der hybriden Konstruktionen?

Ertl: "Es ist von entscheidender Bedeutung, das Volumen der beim Bau verwendeten Materialien zu reduzieren, und Holz ist das einzige erneuerbare Material. Wenn wir beispielsweise hybride Konstruktionen für Hochhäuser betrachten, so sind diese in Mitteleuropa bereits weit verbreitet. Die Technologie ist nicht das Hindernis, sondern vor allem die Vorschriften. Und je höher man kommt, desto wichtiger ist die Verwendung der Materialien. Grundsätzlich haben wir die Materialien und auch die Technik. Die gleichen Ausreden, die heute vorgebracht werden, gab es schon vor 10 Jahren, aber seitdem gab es Hunderte von erfolgreichen Projekten. Die Zeit für Diskussionen ist vorbei, wir müssen handeln."

Salonen: "Es gibt mehrere Studien darüber, wie sich die Emissionen auf die verschiedenen Lebensphasen eines Gebäudes verteilen. Wir haben bereits viel Arbeit im Bereich des Energieverbrauchs geleistet; in einigen Fällen verursacht die eigentliche Bauphase mehr Emissionen als die Nutzung des Gebäudes. Daher muss sich die Industrie auf die Bauphase konzentrieren, in der die Hauptquelle der Emissionen die Materialien sind. Durch vermehrte hybride Konstruktionen können wir den Materialverbrauch reduzieren. Die Verwendung von recyceltem Stahl, wie DELTABEAM® Green, ist ein weiterer Schritt. Wir müssen alles tun, was möglich ist, um die Emissionen stark zu reduzieren, und das ist immer noch schwierig."